Presse
24.02.2012, 17:29 Uhr | Märkische Allgemeine / Franziska Mohr
Der Unmut der Eltern wächst
Klagen über Betreuung in der Kita Miersdorf nehmen zu / Hauptärgernis ständiger Personalwechsel
Nicht wenige Eltern haben von Hinhalte-Taktik und einen ständigen "Betroffenheitsgesicht" in Bezug auf Kita in Miersdorf genug. Sie wandten sich mit ihren Problemen an die MAZ.

MIERSDORF - Der Unmut über die aktuelle Situation in den Kitas in Zeuthen wächst. Erst auf der jüngsten Sitzung der Gemeindevertreter wurden der Zeuthener Bürgermeisterin Beate Burgschweiger (SPD) 550 Unterschriften übergeben, in denen Bürger im Ort eine Kita in kirchlicher Trägerschaft fordern.

Auch die Eltern Dagmar Haase und Alexander Rausch, deren Kinder die Miersdorfer Kita besuchen, sind derzeit mit der dortigen Betreuung „nicht sonderlich zufrieden“, obwohl sie das Engagement der meisten Erzieherinnen dort sehr schätzen. Und mit ihrer Kritik stehen sie nicht allein. So ergab eine zufällige MAZ-Umfrage vor der Kita, dass auch viele andere Eltern über den ständigen Personalwechsel und fehlende Ansprechpartner klagen.

„Vieles haben wir bereits mehrfach in der Kita, im Kita-Ausschuss sowie in anderen Gremien angesprochen, doch geschehen ist nichts“, beklagt Vater Alexander Rausch. Die Bürgermeisterin habe stets ein „Betroffenheitsgesicht“ aufgesetzt und das sei es gewesen, sagt Dagmar Haase verärgert. Von dem in der Gemeinde beschlossenen Leitbild für die Betreuung in den Kitas sei man weit entfernt.

Das Problem beginnt schon mit der seit Monaten erkrankten Kita-Leiterin, die von Marion Paulick vertreten wird. Paulick aber hat nur einen Arbeitsvertrag über 32 Stunden. Und dies, obwohl die 171 Kita-Plätze in Miersdorf fast restlos belegt sind.

Unhaltbar ist nach Aussagen der Eltern vor allem die Situation in den Randzeiten, wo eine Erzieherin oft mit viel zu viel Kindern allein sei. Das Problem ist Paulick bekannt, die MAZ gemeinsam mit Bürgermeisterin Beate Burgschweiger sowie dem im Rathaus zuständigen Mitarbeiter Michael Sündermann zum Gespräch bat. Um hier Abhilfe zu schaffen, verpflichteten sich jetzt drei Mitarbeiterinnen zum Dauer-Frühdienst. Dadurch sollen die Eltern früh immer einen Ansprechpartner finden. Die pädagogische Kernzeit für Beschäftigungen erstreckt sich von 9 bis 15 Uhr.

Die Überlastung in den Randzeiten führt Paulick aber auch darauf zurück, dass es Eltern gäbe, die laut Vertrag ihre Kinder täglich um 15 Uhr abholen, tatsächlich aber zweimal in der Woche erst um 16 Uhr oder noch später kommen. Bisher wurde dies nicht sanktioniert. Bei der jetzt geplanten Überarbeitung der Kita-Satzung wird sich dies nach Angaben der Bürgermeisterin aber ändern. Als kritikwürdig empfinden einige Eltern auch, dass sie häufig beim Abholen keinerlei Auskünfte über den Tagesablauf der Kinder erhalten, weil die Erzieherin am Vormittag gar nicht da war. Auch individuelle Fragen, ob der Sohn Mittag gegessen oder sich an der Beschäftigung aktiv beteiligt habe, könnten oft nicht beantwortet werden. Dies räumt Paulick nur in Einzelfällen ein. Im Gegenteil, es würden sogar Übergabebücher geführt, so dass die Erzieherin, die gerade ihren Dienst antritt, sofort Auskunft geben kann. Außerdem fänden die Eltern beispielsweise bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen ihres Kindes ein Informationsblatt im Garderobenschrank. Zugleich schließt Paulick aber nicht aus, dass in Stoßzeiten etwa gegen 16 Uhr auch schon mal dieses oder jenes untergehe.

Kopfschütteln löst bei den Eltern auch aus, dass bei einer Novoviren-Erkrankung im Krippenbereich der Spätdienst für alle Kinder ausgerechnet in diesen Räumen stattfindet. Sie sehen darin eine erhöhte Ansteckungsgefahr. „Solange das Gesundheitsamt diesen Bereich nicht sperrt, können die Räume problemlos genutzt werden“, lässt Bürgermeisterin Burgschweiger die Einwände nicht gelten.

Bemängelt wird von den Eltern auch, dass Rutschen oder CD-Spieler ewig kaputt sind. Das weist die Bürgermeisterin strikt zurück. „In den Kitas fehlt es an nichts. Die Abgeordneten des Gemeindeparlaments erweisen sich in dieser Hinsicht immer als sehr großzügig“, betont Beate Burgschweiger.

Hauptärgernis der Eltern aber ist der chronische Personalmangel. Er ist durch den schlechten Brandenburger Betreuungsschlüssel bedingt, wonach eine Erzieherin für sechs Krippenkinder und im Kindergarten sogar für zwölf Mädchen und Jungen zuständig ist. Offiziell ist hier der Urlaub schon eingerechnet. Hinzukommen die normalen Ausfälle durch Krankheit oder Weiterbildung . . .

Den in der Miersdorfer Kita tätigen Erzieherinnen stehen jährlich 790 Urlaubstage zu. „Wenn ich allein für diese Tage zusätzliches Personal bekäme, wäre ich schon zufrieden“, macht Paulick ihrem Unmut Luft. So aber steht sie beinahe täglich vor der Aufgabe, dass sie aus irgendeiner Gruppe Personal abziehen muss, um andere Gruppen nicht aufteilen zu müssen. „Wir bemühen uns, immer wenigstens die Kinder in ihrem gewohnten Umfeld mit den vertrauten Spielgefährten zu belassen“, betont Paulick. Diese Personaljongliererei wirkt sich selbstverständlich auch auf die Beschäftigung der Kinder aus. „Was die Personalausstattung in unseren Kitas betrifft, sind wir jetzt vom Paradies im Alltag angekommen“, stellt Bürgermeisterin Beate Burgschweiger nüchtern fest. Bis 2010 leistete sich die Gemeinde Zeuthen für die beiden Kitas und den Hort 15 Mitarbeiter mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Insgesamt sind hier etwa 80 Erzieherinnen tätig. „Das war ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten können, so dass wir nur noch fünf zusätzliche Stellen haben“, betont Burgschweiger. Das mache sich in den Kitas bemerkbar. Zumal die Miersdorfer Kita an der Kapazitätsgrenze liege, wo früher noch zusätzliche Beschäftigungsräume angeboten werden konnten, hätte man jetzt Gruppenräume einrichten müssen.

Nicht wenige Eltern teilen daher den Eindruck, dass viele Erzieherinnen noch immer eine hervorragende Arbeit leisten, ihre Belastung aber bereits hart an der Schmerzgrenze liege. Dies kann auch die amtierende Kita-Leiterin Marion Paulick kaum entkräften.

Dringender Handlungsbedarf besteht in der Gemeinde als bisher einziger Träger der Kindereinrichtungen aber auch bezüglich der Kita-Satzung. So gehört Zeuthen zu den einkommensstärksten Gemeinden im Kreis, in der die Eltern aber mit Abstand mit die niedrigsten Kita-Gebühren bezahlen. Selbst beim Höchstsatz – bei einem Nettoeinkommen von über 3834 Euro und der zehnstündigen Betreuung eines Krippenkindes unter drei Jahren – bezahlen sie bei einem Kind nicht einmal ein Euro pro Stunde. Bei zwei Kindern nur 51 Cent.

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