ZEUTHEN - Die meisten Besucher der jüngsten Sitzung des Gemeindeparlaments konnten sich beim Blick auf die Tagesordnung ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Bei unseren Abgeordneten ticken die Uhren eben ein wenig anders“, meinte ein älterer Herr zu seinem Nachbarn und tippte mit dem Finger auf den Tagesordnungspunkt: Beschlussvorlage: Freibad „Miersdorfer See“, Öffnung für Schlittschuhläufer.
Mit den Jahreszeiten hielten sich die Abgeordneten aber nicht lange auf. Ohne Umschweife erklärte Bürgermeisterin Beate Burgschweiger (SPD), dass ein Zugang für die Schlittschuhläufer gar nicht so einfach zu regeln sei. Das Bad am Miersdorfer sei schließlich eingezäunt, so dass immer die Gemeinde haftet. Diesem Haftungsanspruch könne man aber nicht gerecht werden. Sie wies auch darauf hin, dass es jetzt selbst im Sommer kritisch werden könnte. „Finden wir keinen Schwimmmeister, so muss das Bad geschlossen bleiben“, stellte Burgschweiger fest. Schon im Vorjahr verzichtete die Gemeinde auf Eintrittsgelder, weil die Löhne für das Kassieren teurer wären als die Einnahmen.
Michael Schulz (Bürger für Zeuthen) warf die Frage auf, ob man das Seebad nicht auch ohne Betreuung ähnlich wie die Badewiese in Eichwalde öffnen könne. Und Knut Michael Wichalski (FDP) räumte ein, dass ihm der Antrag der CDU zur Öffnung für Schlittschuhläufer anfangs völlig logisch erschien. Gespräche mit Anglern hätten ihn aber nachdenklich gestimmt. Daher erbat er das Rederecht für Heiko Fuchs, der seit vier Jahren den Miersdorfer Angelverein leitet.
Fuchs betonte, dass der Angelverein dort seit 50 Jahren ansässig ist. Es handelt sich um ein stehendes Gewässer, so dass die Angler im Sommer und im Winter ständig den Sauerstoffgehalt prüfen müssen. Nur so kann der dortige Fischbestand gerettet und erweitert werden. Als Erfolg bewertete Fuchs, dass es in den vergangenen vier Jahren gelang, die Anzahl der hier ansässigen Enten und Blässhühner von vier auf 30 zu erhöhen. „Die Angler hat es daher schockiert, was sich in diesem Jahr auf dem Eis des Miersdorfer See abgespielt hat“, betonte Fuchs. Er ähnelte einer Kloake, so hätten die Schlittschuhläufer dort gehaust. Die Angler hätten auf dem Eis unzähligen Tetrapacks und Hunderte von Zigarettenkippen gefunden. „Eine einzige Kippe verschmutzt 800 bis 1000 Liter Wasser, was dies für den Lebensraum der Fische, Vögel sowie der Badegäste bedeutet, ist nicht auszudenken“, sagte Fuchs. Glücklicherweise habe es damals nicht geschneit, sonst wäre der gesamte Unrat im See versunken. Fuchs appelliere daher an die Gemeindevertreter, in erster Linie an die Umwelt zu denken. Er schlug vor, für die Schlittschuhläufer in der Gemeinde eine künstliche Fläche anzulegen. Außerdem könne und wolle er nicht akzeptieren, dass der Umwelttag am Sonnabend in der Gemeinde zur reinen Müllentsorgung verkommt. Hier müssten tatsächliche Umweltprojekte angepackt werden.
Der Abgeordnete Siegfried Mitrasch (Linke) verwahrte sich dagegen, ausschließlich die Sicht der Angler und nicht auch die Belange der Kinder zu berücksichtigen. Der See lasse eine Mehrfachnutzung zu, betonte der 77-Jährige.
Letztlich vertagten die Abgeordneten, die Diskussion zu den Schlittschuhläufern in den Ortsentwicklungs-Ausschuss. Dort soll nun grundsätzlich über den weiteren Umgang mit dem Seebad Miersdorf beraten werden.